«Predigtbesuch war nie schlecht»Worber Pfarrer Willi Michel geht nach 40 Jahren in PensionMorgen Ostersonntag gilt es in Worb Abschied zu nehmen: Pfarrer Willi Michel hält den letzten Gottesdienst. 40 Jahre lang wirkte er in der Gemeinde, die sich in dieser Zeit vom Dorf zum grossen Berner Vorort entwickelt hatte. Diese Entwicklung prägte auch die Arbeit des Theologen wesentlich mit. Urs HänniKartonkisten stehen bereit. Einige Teppiche sind bereits zusammengerollt. Im Pfarrhaus an der Sonneggstrasse 3 in Worb wird der Auszug vorbereitet: Annemarie und Willi Michel gehen in Pension. Vor 40 Jahren wurde Willi Michel ans Gemeindevikariat Worb gewählt. «Ich war froh, eine Stelle gefunden zu haben», erinnert er sich. Von seinen Kollegen hätte keiner das Glück gehabt, nach dem Studium an einer festen Stelle die Arbeit zu beginnen. Zusammen mit einem Pfarrer betreute er die 5000 Seelen zählende Gemeinde. Während der 40jährigen Tätigkeit von Pfarrer Michel hat sich Worb wesentlich geändert. Heute zählt die Kirchgemeinde rund 9000 Protestanten. Für die Bewältigung der stets «komplexer werdenden Arbeit» (so Michel) sind vier Pfarrstellen geschaffen worden. «Früher kannte ich fast alle Leute. Heute begegne ich immer wieder unbekannten Gesichtern», umschreibt der abtretende Theologe die Situation. Der Pfarrer müsse gegenüber früher vermehrt die Leute zur Kirche bringen. «Der Predigtbesuch war bei uns allerdings nie schlecht.» Er habe prozentual zur Bevölkerung schon abgenommen, stellt Willi Michel fest. Aber auch die Stellung des Pfarrers hat sich geändert. Er nennt ein Beispiel: «Früher war der Pfarrer bei allen Festivitäten im Dorf in den ersten Reihen. Heute ist er ein Bürger unter vielen.» Die Schwerpunkte in der Arbeit von Pfarrer Michel haben sich während der 40jährigen Tätigkeit ebenfalls geändert. Die ersten 20 Jahre widmete er sich der Jugendarbeit. «Wir hatten eine offene Gruppe, die sich jede Woche zu vielseitigen Tätigkeiten traf.» Beim Erzählen fallen ihm vor allem Begebenheiten aus Sommer- und Winterlagern mit den Jugendlichen ein. «Nach einem schweren Unfall hat sich das Schwergewicht in meiner Arbeit geändert», schildert Willi Michel weiter. Er engagierte sich in der Diakonie. Er setzte sich dafür ein, dass Kranke auch daheim gepflegt werden können und nicht ins Spital gehen müssen. So präsidierte er den Krankenhilfspflegeverein, der während dieser Jahre wesentlich ausgebaut wurde. Zudem ist Willi Michel Präsident der Direktion der Asyle Gottesgnad. Die Entwicklung des Dorfes und der Wandel in der eigenen Arbeit haben den Pfarrer so lange an seiner Stelle behalten. «Ich kam nie in einen Trott», bestätigte er. Zudem sagten Willi Michel die Strukturen der Gemeinde mit den ländlichen Gebieten und dem Dorfkern (er betreute den östlichen Dorfteil sowie Enggistein, Wattenwil und Bangerten) sowie die Bevölkerung mit «intellektuell Anspruchsvollen wie mit einfach Denkenden» zu. «Diese Auseinandersetzung fand ich stets spannend», hält er fest. Diese Spannung habe ihn in dieser Gemeinde gehalten. Eines ist für Willi Michel sicher: «In einer Landgemeinde als einziger Pfarrer wäre ich nicht 40 Jahre geblieben.» Dass Willi Michel seine Arbeit in Worb an Ostern abschliesst, hängt mit dem zu Ende gehenden Schuljahr zusammen. Doch freut es ihn, in der Zeit des «Festes des Lebens» die Tätigkeit zu beenden: «Leben in der Gemeinde war mir stets ein grosses Anliegen.»
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Worbs Kirchgemeindeversammlung wählte Eva Koschorke klarMehrheit für Frau Pfarrereps. Worb hat eine neue Pfarrerin: Mit grosser Mehrheit wählte die Kirchgemeindeversammlung Eva Koschorke als Nachfolgerin für den bereits vor Jahresfrist pensionierten Roland Lüthi.
Ebenfalls neu gewählt wurden Toni Grossenbacher in den Kirchgemeinderat sowie Jacqueline Tschanz-Houlmann als Sekretärin der Kirchgemeindeversammlung und des Kirchgemeinderates. Genehmigt wurde das Budget 1989, welches einen Ausgabenüberschuss von 73 500 Franken vorsieht. Der Steuersatz bleibt bei 11% des Staatssteueraufkommens. Der Kirchgemeinderat beabsichtigt, ab Januar 1989 den Gottesdienstbeginn in Worb und Rüfenacht einheitlich auf 9.30 Uhr festzulegen. Die Renovation von Pfarrhaus und Stöckli ist demnächst beendet. Deshalb öffnen am Sonntag, dem 27. November, im Anschluss an die Predigt, beide Gebäude ihre Tore für interessierte Besucher. |