Der Bund, 21. Oktober 1994
WORB / FL-Postulat
Ei, ei, ei,
Häckselei
kan. Fallen die Blätter den Strassenwischern wieder kübelweise
vor die Besen, setzen die Schwalben zum Flug gen Süden an, kehren auch die
Hobbygärtnerinnen und Hobbygärtner vor ihrer eigenen Tür. Korbweise wird
altes Laub herumgeschleppt, werden verlebter Sommerflor ausgerissen und
vorwitzige Äste kurzerhand gekappt. Eifrig wird da der Natur in den Gärten in
den Winterschlaf geholfen, und liebevoll wird die Umgebung auf blattlose,
ordentliche Kulisse getrimmt.
Nach solcher Aufräumarbeit stehen sie dann da, die Leute mit
den grünen Daumen und schwarzen Fingernägeln, ratlos vor den getürmten
Abfällen und fragen sich: «Was nun? Wohin mit dem Berg?» Häckseln heisst das
Zauberwort in diesem Fall.
Bloss, die magische Formel allein reicht nicht überall, um den
Häckseldienst herbeizuzaubern.
In Worb etwa ist dieses Wort zwar auch bekannt, doch genügt es
nicht, mit den Fingern zu schnipsen; dort müssen die Leute die Häckselmaschine
selber abholen und wieder bringen. «Eine Zumutung» findet die Freie Liste
diesen Selfservice. Gerade alte Leute oder solche ohne Auto hätten Mühe, sich
die Maschine zu holen. Nicht nur der fehlende Dienst wird bemängelt, sondern
vorab auch die Häckslermaschine selber in die Mangel genommen: Weil diese bloss
Aste von drei Zentimetern Dicke zerstückelt und sich an grösseren Hölzern
verschluckt, sei sie nicht tauglich, kritisieren die FL-Leute.
Und so beschloss die FL denn kürzlich die Chose per Postulat
ins Parlament zu tragen. Bloss, der Rat liess sich von anderer Seite beraten:
Mit Inbrunst verteidigte nämlich SP-Mann Christoph Lerch den mietbaren
Häcksler und beschrieb in den schönsten Farben, wie er mit dem Gerät der
überschüssigen Natur den Garaus macht. Niemand schreibe ihm den Zeitpunkt der
Häckselei vor, rühmte der offenbar geschickte Gartenliebhaber die Freiheit,
die ihm das gemietete Objekt gebe.
Das rührige Engagement traf die Ratsmitglieder ins Herz, sie
wollten den mietbaren Häcksler nicht in die Ecke stellen und lehnten die
Überweisung des Postulats ab.
Der Freien Liste bleibt die Hoffnung, dass mit der Realisierung
des neuen Abfallkonzeptes auch die Häckselfrage wieder aufgetischt wird - oder
aber die Leute ziehen nach Ostermundigen, Stettlen, Kirchlindach, Köniz,
Bremgarten oder Bern. Dort häckselt nämlich die Gemeinde in den Gärten ihrer
Steuerzahler.
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